Sehr geehrte Freunde und Interessenten der Rasse Nova Scotia Duck Tolling
Retriever,
anlässlich der kürzlich ausgestrahlten Sendung „Stern TV“, in der unter anderem über den Toller
berichtet wurde, möchten wir Sie zu den dort getroffenen Aussagen informieren.
Im Deutschen Retriever Club e.V. (im Folgenden „DRC“), gegründet 1963, wird die Rasse Nova Scotia
Duck Tolling Retriever seit 1996 erfolgreich gezüchtet (aktuell 26 Zuchtstätten, 30 eingetragene Deckrüden, Stand 11/2010).
Ende 2008 wurde in Deutschland ein weiterer Tollerzucht-Verein vom Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. (im Folgenden „VDH“)
vorläufig anerkannt, der TCD e.V. (aktuell 8 Zuchtstätten und 4 Deckrüden und damit der weltweit kleinste und jüngste Tollerzuchtverein). Kurz nach der Anerkennung ihres Toller-Zuchtvereines
erklärten die Vorsitzenden des TCD, die Rasse sei in extrem hohem Maße von Krankheiten betroffen und werde in absehbarer Zeit aussterben, weil sie so stark ingezüchtet sei. Deshalb müsse man eine
andere Rasse einkreuzen.
Diesem Antrag wurde vom VDH bislang nicht zugestimmt.
Auch international erfährt dieser Plan keine Unterstützung. Das Mutterland der Rasse, Kanada, lehnt dieses Vorhaben strikt ab.
In der Folge kam es zu Auftritten und Aktivitäten des TCD-Vereinsvorstandes in verschiedenen Medien. Die dort gemachten Aussagen haben viele Tollerfreunde
verunsichert.
Hier möchten wir, als ältester Zuchtverein für den Toller in Deutschland mit aktuell rund 500 gezüchteten Tollern (Stand Herbst 2010), Ihnen unsere Informationen an
die Hand geben:
Wie sieht es mit der gesundheitlichen Situation
beim Toller aus?
Der Toller ist eine insgesamt gesunde, robuste und unempfindliche Rasse.
Die meisten Toller erreichen ein Alter zwischen 10 und 15 Jahren, wobei auch noch ältere Toller nicht selten sind. Der Toller ist
ein sportlicher, „wetterfester“ und oft bis ins hohe Alter aktiver Hund, der ursprünglich für den Jagdgebrauch unter rauen Klimabedingungen gezüchtet wurde.
Viele Erkrankungen, mit denen andere Rassen zu kämpfen haben, kommen beim Toller kaum oder gar
nicht vor. Wie bei allen anderen Hunderassen gibt es gleichzeitig aber auch Erkrankungen, die im Vergleich mit anderen Rassen häufiger sind und gelegentlich Toller betreffen. Im DRC verfolgen wir
eine engmaschige Überprüfung der Gesundheit unserer Zuchttiere und deren Nachzucht.
Im beispielhaft analysierten Zeitraum von 2004 bis 2008 fielen 35 Würfe mit 218 Welpen, wovon 214 aufgezogen werden
konnten.
- Davon wurden knapp 80% auf Hüftdysplasie und Ellenbogendysplasie untersucht, mit folgender Auswertung:
Hüftdysplasie: 53,2% HD „A“, 39,2% HD „B“, 5,8% HD „C“, 1,8% HD „D“.
Damit sind 98,2% im Zucht tauglichen Bereich.
Ellenbogendysplasie: 5 Hunde (2,3% der untersuchten) wurden mit „ED Grenzfall“ bzw. „ED Grad
1“
ausgewertet, alle anderen = 97,7% waren „ED frei“.
Der Gelenkstatus unserer Toller ist damit sehr gut!
- Die Nutzung moderner Gentests ermöglicht es uns heute auch, bestimmte Erkrankungen der Augen
zuverlässig ausschließen zu können.
- Die Anzahl der von einer im Jugendalter auftretenden Autoimmunerkrankung (z.B. SRMA) betroffenen
Hunde liegt in diesem Vergleichszeitraum bei 5%. Das bedeutet, dass
95% der in diesem Zeitraum im DRC gezüchteten Toller frei von dieser Erkrankung
sind!
Bei keinem einzigen in diesem Zeitraum verstorbenen erwachsenen Hund ist die Todesursache auf
eine Autoimmunerkrankung zurückzuführen. Die Haupttodesursache ist, wie in der gesamten Hundepopulation,
Krebs in seinen unterschiedlichsten Formen, der in der Regel beim älteren Hund auftritt.
Wir Tollerzüchter im DRC betrachten unsere Zucht mit kritischer Sorgfalt. Offenheit und ein
wechselseitiger Austausch gewährleisten, dass wir auf mögliche auftretende Probleme kurzfristig im Sinne eines modernen Zuchtmanagements reagieren können.
Wir beteiligen uns aktiv an der Entwicklung von Gentests, die in der Zukunft ein noch gezielteres züchterisches Vorgehen zur
Vermeidung von selten auftretenden Autoimmunerkrankungen ermöglichen könnten. Im Gegensatz zur isolierten Vorgehensweise des TCD e.V. setzen wir im DRC auf internationale Kooperation sowie auf einen
engmaschigen Informationsaustausch mit anderen Toller-Zuchtvereinen, insbesondere auch mit dem Mutterland der Rasse.
Wir halten die internationale Zusammenarbeit für den notwendigen und richtigen Weg, um kompetent
über den Stand unserer Rasse und über mögliche züchterische Maßnahmen befinden zu können.
Sie können darauf vertrauen, von einem DRC-Züchter zu all' Ihren Fragen zur Gesundheit des Tollers umfassend informiert zu
werden!
Wie sieht es mit der Inzuchtsituation beim
Toller aus?
Wir Tollerzüchter im DRC verwenden auf die Auswahl der eingesetzten Zuchtpartner höchste Sorgfalt
und streben größtmögliche Vielfalt an. In unserem züchterischen Vorgehen berücksichtigen wir den relativ kleinen Genpool unserer Rasse. Ein mitunter erheblicher Reise- und Kostenaufwand für den
Einsatz des passenden Deckrüden wird von uns nicht gescheut.
Im Beispielzeitraum 2004 bis 2008 kamen für 35 Würfe 31 unterschiedliche Deckrüden zum Einsatz,
womit wir in unserer Zucht sehr deutlich über der bei anderen Rassen anzutreffenden Vielfalt liegen.
Die eingesetzten Deckrüden kamen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Kanada, den
Niederlanden,
Norwegen, Schweden, der Schweiz und den USA.
Der berechnete Inzuchtkoeffizient für diese Verpaarungen lag zwischen 0,00% (13 mal!) und 4,88%. (über 6 Generationen gerechnet). Über 10 Generationen gerechnet lag der Wert zwischen 3,72% und 16,31%, bei 19 Würfen war dieser Wert <10%.
Das rechnerische Rückverfolgen des Verwandtschaftsgrades bis auf die angenommenen
Gründertiere der Rasse, wie vom TCD e.V. angeführt, ergibt zwangsläufig, wie bei jeder Hunderasse!, einen entsprechend höheren Wert. Dabei kann das Ergebnis nur so
korrekt sein wie die Datengrundlage.
Stammbaumanalysen bis zu den Gründertieren hin unterliegen einer hohen Fehlerquote, da die Richtigkeit der
Stammbäume aus den frühen Jahren der Rasse nicht immer gewährleistet ist und verschiedene Einkreuzungen in den Rasseanfängen wahrscheinlich sind.
Der DRC wurde zu keinem Zeitpunkt nach Datenmaterial für diese Studie gefragt.
In seiner Darstellung der „dramatischen genetischen Verarmung“ des Tollers bezieht sich der TCD e.V. auf die
Studie von Frau Dr. MÄKI. Ihre Angaben zur Anzahl der DLA-Haplotypen in der Rasse, aus der die angeführten Schlüsse über die als zu gering unterstellte genetische
Variabilität der Toller gezogen werden, gelten heute als nicht mehr aktuell. Eine größere genetische Vielfalt der Rasse als in der Studie dargestellt gilt als
belegt.
Ab 01.01.2011 wird es für alle Tollerzüchter im DRC e.V. verpflichtend, von allen Zuchttieren Blutproben zur dauerhaften Einlagerung an die Firma Generatio
einzusenden. Die daraus extrahierte DNA kann zur DLA-Haplotypisierung verwendet werden, die uns eine Bestandsaufnahme der genetischen Vielfalt in der deutschen Tollerpopulation ermöglichen kann.
Unser züchterisches Vorgehen passen wir fortlaufend modernen Erkenntnissen an – bei Bedarf zeitnah, aber gleichzeitig wohl überlegt und besonnen.
International langjährig erfahrene Tollerzüchter sowie mit der Rasse vertraute
Spezialisten der Populationsgenetik sehen derzeit keine Notwendigkeit zur Einkreuzung einer anderen Rasse und raten, aufgrund der damit verbundenen Risiken und Unwägbarkeiten, dringlich davon
ab.
Die extrem negative Darstellung der Rasse durch den TCD e.V.,
in dem aktuell weiterhin reinrassige Toller gezüchtet werden, können wir nicht nachvollziehen.
Die vom Vorstand des TCD e.V. vorgebrachten Äußerungen stoßen international auf großes
Unverständnis.
Wir Tollerzüchter im DRC möchten unsere Rasse weiterhin mit kritischer Aufmerksamkeit betrachten und die Qualität unserer Toller
wie bislang sorgfältig überprüfen. Wir fühlen uns dem Anspruch verpflichtet, den Sie als Rasseinteressenten an uns stellen dürfen: Toller zu züchten, die in allen Aspekten dem Rassestandard
entsprechen (rassetypisches Wesen, Erscheinungsbild sowie rassetypische Anlagen), bei größtmöglicher Sorgfalt und Beachtung gesundheitlicher Aspekte.
Für Ihre Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!
Ihre Tollerzüchter im DRC e.V.